Babel – Sprachen der Welt

Letzte Weihnachten schenkte uns Sibylle das Buch «BABEL – Around the world in 20 languages» vom Holländer Gaston Dorren. Darin stellt er die 20 weltweit am meisten gesprochenen Sprachen auf verschiedene Arten vor. Ich bin kein Sprachwissenschaftler und werde auch keiner werden. Mit der Orthografie, der Satzkonstruktion, den Satzzeichen und der Aussprache stehe ich auf Kriegsfuss. (An dieser Stelle danke ich Helen für die sprachliche Überarbeitung meiner Artikel.) Die Verbindung zur Sprachwissenschaft kommt bei mir über mein Interesse an der Geschichte, Kulturen und der Geografie.

In Gaston Dorrens Buchs gibt es keine Karte, die die Geografie der Sprachen aufzeigt. Seine Reihenfolge für die 20 Sprachen leitet er ab von der Anzahl der Leute, die diese Sprache sprechen (als Muttersprache oder als Zweitsprache). Dafür beschreibt er, wie Wörter gebildet und insbesondere auch geschrieben werden. Wörter können entweder mit Buchstaben, mit Zeichen für die Silben oder, wie im Chinesisch und Japanisch, mit Zeichen für ganze Begriffe geschrieben werden. Er beschreibt den unterschiedlichen Satzaufbau in den verschiedenen Sprachen. Grosse Unterschiede gibt es beim Umgang und der Darstellung der Zeitformen. Viele Sprachen benutzen im grossen Stile Anhänge (Suffixe) an Substantiven und Verben, um Zeiten, Pronomen, Eigenschaften usw. auszudrücken. Das ist unter anderem eine meiner Schwierigkeiten beim Türkisch lernen.

In einigen Graphiken möchte ich die Zusammenhänge zwischen den aktiven Weltsprachen darstellen.

  • Zu welchem historischen Stamm gehören sie?
  • Welche Schrift wird für welche Sprache verwendet?
  • Wie viele Menschen sprechen welche Sprache?
  • Wie sprechen Menschen mit Maschinen?

Welche grosse Sprachhauptgruppen gibt es heute?

Die indoeuropäische Sprachgruppe (auch Indogermanisch) ist die grösste Gruppe, dies unter anderem auch deshalb, weil die Kolonisierung von Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien in den letzten 300 Jahren die in diesen Erdteilen ursprünglichen Sprachen mehr oder weniger vernichtet hat.

Als Nachtrag zu meinem Artikel zu Anatolien kann man feststellen, dass die Turksprache (auch altaische Sprache) in Anatolien einen Keil in die indoeuropäische Sprachgruppe getrieben hat. Die Vorgängersprachen (Mykenisch, Hethitisch, Lydisch, Luwisch) waren indoeuropäische Sprachen. Unter Sprachwissenschaftlern wird gestritten, ob die Wurzeln der indogermanischen Sprache in Anatolien liegen oder im Gebiet nördlich des Kaspischen Meers.

Im Süden von Anatolien beginnt dann schon das Gebiet der semitischen Sprachen, die auf der arabischen Halbinsel und in Nordafrika vorherrschend sind.

Die südostasiatischen Sprachen haben Sprachstämme, die noch viel weiter zurückliegen und aus heutiger Sicht sehr unterschiedlicher Herkunft sind.

aus:  www.adfontes.uzh.ch

aus: www.adfontes.uzh.ch

In der nächsten Grafik ist die grosse indogermanische Sprachfamilie in weitere Untergruppen aufgeteilt.

  • Im Osten in Indisch und Persisch (iranisch)
  • Im Westen in die grossen drei Gruppen Germanisch, Romanisch und Slavisch plus noch einige Spezialfälle wie Griechisch, Albanisch, Armenisch, Baltisch, Keltisch.
aus: www.de.wikivoyage.org

aus: www.de.wikivoyage.org

Je nach Definition, was eine Sprache ist, spricht man von 4'000 bis 10'000 Sprachen auf dieser Welt.

Nach Dorren müssten die meisten Menschen drei Sprachen können.

Die Lingua Franca, also die Sprache, die man braucht, um im Leben mit anderen Personen kommunizieren zu können, die nicht die gleiche Sprache sprechen.
  • English ist heute die bedeutendste Lingua Franca.
  • Chinesisch ist in Ostasien und am Pazifik Rim vorherrschend.
  • Swahili gilt im Subsahara Raum als Kommunikationssprache.
  • Französisch ist auf dem absteigenden Ast, hat aber immer noch viele Zweitsprechende, siehe nächstes Kapitel.
  • Russisch liegt in Osteuropa und Zentralasien an erster Stelle.

Die Lingua Franca ändert mit der Geschichte. Wer politisch, wirtschaftlich und militärisch stark ist, setzt den Massstab. Alte Lingua Francas sind: Sanskrit, Persisch, Arabisch, Latein, Spanisch, etc..

Welches sind die am häufigsten gesprochenen Sprachen?

Die nächste Grafik zeigt die Zahl der Personen, die die zwölf häufigsten Sprachen sprechen.

Dunkelblau: Anzahl der Menschen mit dieser Muttersprache
Hellblau: Gesamtzahl der Menschen, die diese Sprache sprechen. Dieser Wert schwankt zwischen den verschiedenen Statistiken. Denn wieviel Kenntnis notwendig ist, um dazu gezählt zu werden, wird verschieden beurteilt.

Gaston Dorren zählt noch die folgenden Sprachen zu den 20 am häufigsten gesprochenen:

  • Malaysisch
  • Swahili (die Lingua Franca der Sub-Sahara Zone)
  • Punjabi
  • Javanisch (die Landessprache von Indonesien ist Malaysisch)
  • Türkisch
  • Tamilisch
  • Vietnamesisch

Mensch-Maschine Kommunikation

Es gibt noch eine ganz andere Gruppe von Sprachen, die Sprachen für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Dazu zwei Bilder zu den heute häufigsten Programmiersprachen:

«HEX», «FORTRAN IV» und auch «Basic», die ich in jungen Jahren gelernt habe, sind heute nicht mehr gebräuchlich.
Die «C»-Sprachen aus den späten 70er Jahren und «Java» sind nach wie vor weit vorne, aber eine Vorrangstellung hat heute die neue und aufsteigende Sprache «Python».

Das folgende Ranking ist von PYPL - Index Stand Nov. 2019 basierend auf Google Trends.

Es gibt mehrere Firmen, die mit leicht unterschiedlichen Kriterien ein Ranking machen. Die Positionen wechseln leicht, aber der globale Trend ist der gleiche.

Schriften

Wir kennen unsere lateinischen Schriftzeichen und die arabischen Zahlen. Wir wissen wahrscheinlich, dass es die griechische, cyrillische, arabische, chinesische und japanische Schrift gibt. Es gibt aber noch mehr lebende Schriften, wie nachfolgende Übersicht zeigt. Südostasien ist diesbezüglich vielseitig.

Die meisten Versuche, die Schriftarten zu standardisieren, sind gescheitert. Die traditionellen Werte halten sie am Leben. Ich kenne nur zwei grosse Umstellungen.

Türkisch: Atatürk hat in den 1920er die Umstellung von der arabischen zur lateinischen Schreibweise erzwungen. Mindestens die arabische Schreibweise ist für uns keine Hürde beim Türkisch lernen.

Chinesisch: Nach der kommunistischen Revolution hat die PRC die Schreibweise der chinesischen Zeichen vereinfacht. Hongkong und Taiwan haben sich der Umstellung nicht angeschlossen, sie benutzen noch heute die alte kompliziertere Schreibweise.

Schlussbemerkung

Soviel Einblick in eine Welt, die nicht zu meinem täglichen Brot gehört. Sprachen lernen und verstehen hat viel mit Kommunikation auch über das Gehör zu tun. Für komplexe Kommunikationen bevorzuge ich die visuellen Sinne. Dazu gehören Bilder, Grafiken, Zahlen und Formeln, die ich besser und einfacher in meinem Kopf speichern kann.

Zur interkulturellen Kompetenz gehört aber das Grundverständnis für den jeweiligen Sprachaufbau und Sprachgebrauch, denn ohne dies kann man die Denkweise der betreffenden Kultur nicht verstehen.

Neueste Kommentare

20.05 | 16:23

Besser habe ich noch keine der vielen Erklärungen zur Blockchain Technologie und den Kryptowährungen berstanden als die obige! Vielen Dank - Ruedi

16.12 | 11:03

Lieber Bernhard - Hab Dank für diesen sehr Informativen Erfahrungsbericht! Vieles was Du beschreibst, deckt sich mit meiner eigenen Berufserfahrungen. Im In- sowie vor allem auch im fernen Ausland!

03.10 | 09:36

Super die Bilder und die Berichte. Wir verfolgen eure Reise mit Interesse. Einige Orte sind mir noch in bester Erinnerung.
Liebe Grüsse
Toni und Erika

02.10 | 08:00

Hallo zusammen. Wir lesen euren Blog mit viel Interesse da wir all die Orte auf unseren 4 Costa Rica 🇨🇷 Reisen kennengelernt haben. Ein wunderschönes Land mit prächtiger Natur. Gute Weiterreise. Lisbet