“A pessimist sees the difficulty in every opportunity; an optimist sees the opportunity in every difficulty.” – Winston Churchill

Optimismus versus Pessimismus

Im Westen nimmt eine pessimistische rückwärtsgewandte Stimmung überhand. Pessimismus im Sinne des vorsichtigen Handelns in unseren Genen war eine gute Vorsichtmassnahme, als noch überall gefährliche Tiere lauerten, das Leben eines Mitglieds eines anderen Stammes nichts galt und die gefährlichen Auswirkungen von vielen Pflanzen noch nicht bekannt waren. In den letzten ein bis zwei Tausend Jahren sind all diese Risiken laufend massiv zurückgegangen. Die Lebenserwartungen sind von ca. 25 Jahren auf über 70, teilweise auf über 80 Jahre angewachsen. Aus meiner Sicht können wir optimistischer in Zukunft blicken, als es viele im heutigen Westen tun. Nicht hinter jeder Ecke lauert eine lebensbedrohende Gefahr.

Ich lese täglich oder regelmässig Zeitungen in elektronischer Form aus vielen Weltregionen, hauptsächlich aus der Schweiz, Deutschland, England und Frankreich, aus den USA und öfters auch aus Kanada, Al Jazeera aus dem arabischen Raum, die Pravda und RT (Russia Today) aus Russland, natürlich türkische Zeitungen, und aus Asien vor allem Titel aus China und Hongkong sowie unregelmässig  auch aus Japan und Indien. Zeitschriften-Abonnements, inklusive tiefem Datenzugriff, haben wir vom Tagesanzeiger, vom Economist aus England (für mich die beste Zeitung/Zeitschrift) und Foreign Affairs aus den USA. Auch haben die asiatischen Zeitungen noch grosszügige Regeln für den kostenlosen tiefen Zugriff auf viele Artikel.

Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass Informationsanbieter im Internet einen Anspruch auf Bezahlung ihrer Leistungen haben. Alle Informationen aus dem Netz kostenlos zu haben heisst im Umkehrschluss, die Informationen von Sponsoren, mit deren Interessen, bezahlen zu lassen. Dafür erwarte ich professionell recherchierte Berichte.

In den asiatischen Zeitungen finde ich auch auf den «politischen» und «wirtschaftlichen» Seiten viel positive Berichte - was wurde erreicht, was hat funktioniert, …  und daneben auch kritische, in der Regel nicht mit dramatischen Titeln. In der westlichen Presse dominieren die negativen Schlagzeilen, unter reisserischen Headlines wird dargestellt, was nicht funktioniert, was falsch gelaufen ist, dass die Politiker und Wirtschaftsführer unfähig sind; Positives muss man oft suchen. Ich bekomme den Eindruck, dass die sogenannte und hoch gepriesene «4. Macht», die Presse, nur noch sich zur Aufgabe macht, alles laufend niederzureissen was andere aufbauen wollen. Überall werden schlechte Absichten eingeredet und negative Ereignisse überproportional kommentiert. Sensationslustbefriedigung, um zu hohen Auflagen zu kommen, dominiert. Dies führt zum Eindruck, dass wir in einer schlechten Zeit leben und alles noch schlimmer wird; dies suggeriert, dass die Vergangenheit viel besser war.

Ein aktuelles Beispiel aus vielen bezüglich der unterschiedlichen Berichterstattung sind die Informationen zur Einführung des 5G Standards für die drahtlose Breitbandtechnologie.

• Schweizer und deutsche Zeitungen
  Berichtet wird hauptsächlich über (fiktive) Gefahren der 5G Technologie, dass kein Bedarf bestehe, und wer alles dagegen sei. Dass es bezüglich der physikalischen Belastungen keinen Unterschied zu aktuellen Technologien 2G, 3G und 4G gibt, wird nicht erwähnt. In Wirklichkeit stammen die Frequenzen aus dem gleichen Frequenzbereich (0,8 – 3,8 GHz) und haben die gleichen Leistungsgrenzwerte. Die WLAN-Netze (2,4 und 5 GHz), die bald jedermann im Hause hat, in allen öffentlichen Lokalen und auf öffentlichen Plätzen installiert sind, arbeiten mit den gleichen Frequenzbändern und sind zur Zeit kein Thema bei den hysterischen Diskussionen. Die grösste Strahlenbelastung kommt aus dem eigenen Handy und nicht von einem Sendemast oder WLAN-Router. Wenn sich jemand speziell wegen Strahlung sorgt, sollte er nach dem SAR-Wert (spezifische Absorptionsrate) seines Smartphones achten. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Werte unter 2,0 W/kg. Die meisten Smartphones liegen im Bereich 0,8 bis 1,4 W/kg. Unter 1 W/kg gilt als strahlungsarm.

• China
  Ganz anders liegen die Schwerpunkte in der chinesischen Presse. Fast täglich berichten die Tageszeitungen über den raschen Aufbau des 5G Netzes - in welcher Stadt, an welcher Bahnstrecke oder Autobahn wieder wie viele tausend Sendemasten installiert wurden, und welche 5G Smartphones schon zugelassen sind. Neu eingeführte Anwendungen werden vorgestellt. Z.B. hat vor einigen Wochen ein Herzspezialist, in einem Spital 1000 km entfernt vom Patienten, mit einem Operationsroboter, der über 5G mit ihm verbunden war, eine herausfordernde Operation durchgeführt. Autonom fahrende Fahrzeuge stützen sich auf das schnelle 5G Netz. In Europa wird noch heftig gestritten, ob zuerst die WLAN Technologie oder sofort 5G genutzt werden soll. Beides ist strahlungsmässig das gleiche, siehe oben. Das Europa-Parlament hat im April 2019 die Einführung einer WLAN Lösung empfohlen. Während der definitive Entscheid noch Zeit braucht, arbeitet China mit Hochgeschwindigkeit an der G5 Lösung. Der Leiter von BMW China hat im July 2019 bei der Vorstellung der Zusammenarbeit (gemeinsames Rechenzentrum für die Unterstützung des automatischen Fahrens in China) mit dem chinesischen Tencent Internetkonzern gesagt: Die Welt spricht über 5G, während China in grossen Schritten einführt. Die Industrie 4.0 und IoT (Internet of Things) stützt sich stark auf 5G, das eine Echtzeit (real time) Kommunikation zulässt.

Doch jetzt genug vom Ausflug ins Internet!

Die Bevölkerung wird in vielen Entwicklungsbereichen stark verunsichert durch die nicht recherchierten und unqualifizierten Meinungen, die im Netz von Skeptikern verbreitet werden (Fake News). Ich gehöre noch zur Generation, die sich von echten Fachleuten beraten lässt und nicht von pseudo Freizeitspezialisten. Denn wenn ich Schmerzen im Bauch habe gehe ich zum Hausarzt oder einem Spezialarzt für innere Medizin, und nicht zum Bäcker oder wer mir sonst über den Weg läuft und behauptet, etwas davon zu verstehen und mir sein Hausmittel oder persönliche Therapie empfiehlt!

Ich habe in den letzten zwei Monaten zwei Bücher von Amerikanern gelesen, die sich gegen die negative Meinungsmache stemmen. Die Autoren stellen dar, dass über die Zeit in den meisten Bereichen des Lebens alles besser geworden ist, und belegen das mit eindrücklichen statistischen Daten. Aber in den täglichen Nachrichten werden im Westen die negativen Ausreisser dramatisch und überzogen dargestellt und Verschwörungstheorien entwickelt. Es scheint, dass nur negative Schlagzeilen und bösartige Unterstellungen von der Bevölkerung gewünscht sind und der Presse die notwendige Aufmerksamkeit und Einkünfte bringen, mit dem Resultat einer pessimistischen Grundeinstellung.

Deshalb lese ich Fachbücher und Fachartikel von Experten mit verschiedenen «Schulen» und meide soweit wie möglich Berichte aus zweifelhaften Quellen.

Hier die zwei erwähnten Bücher: 

• Aufklärung Jetzt
  Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt
  vom amerikanischen Psychologen und Philosophen Steven Pinker, und 

• Warum die Welt einfach nicht untergeht
  vom Journalisten und Autor Gregg Easterbrook
  Wall Street Journals Kommentar: Neue Munition für Optimisten 

Die Autoren behandeln aus vielen Lebensbereichen die globalen und länderspezifischen Trends über Jahrhunderte beziehungsweise Jahrzehnte. Ich plädiere auch dafür, sich zuerst ein Gesamtbild zu machen und aktuellen Trend anzuschauen; danach kann man die Situation beurteilen und abschätzen, ob zusätzliche Aktionen oder Korrekturen notwendig sind. Vieles ist Jammern auf einem hohen Niveau.

Eine Auswahl der auf über 1000 Seiten behandelten Themen:

• Weltweit steigt die Lebenserwartung, die Kinder- und Müttersterblichkeit sinkt, viele Seuchen fordern viel weniger Tote. Viele Krankheiten sind aus dem täglichen Leben eliminiert oder behandelbar geworden.
• Der proportionale Anteil der hungernden Menschen ist in den letzten 200 Jahren dramatisch gesunken. Probleme bestehen, wenn durch Kriege und Aufstände die Versorgungsketten unterbrochen sind. Nahrung gibt es genug, und mehr könnte produziert werden.
• Das Weltsozialprodukt ist in den letzten 200 explodiert und steigt weiter.
• Die Luft- und Wasserqualität hat sich in den letzten Jahrzehnten in den meisten Weltregionen wesentlich verbessert. Viele Projekte sind im Realisierungsprozess.
• Tote durch kriegerische Aktivitäten waren in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nie so tief. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Morden. Tote durch Terrorismus sind statistisch vernachlässigbar - alle anderen Aktivitäten im Leben sind gefährlicher. Trotzdem besteht eine panische Angst vor Terrorismus.
• Ein gleiches Bild zeigt sich bei allen Arten von Unfällen. In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl der Toten und Verletzten durch Verkehrs-, Arbeits-, Haushalt- und Umweltkatastrophen stark gesunken. Eine betrübliche Ausnahme sind Todesfälle durch Gift. Die Ursache: Drogenkonsum  und -Missbrauch.
• Die globale Alphabetisierung war noch nie so hoch wie heute.
• Die persönliche Freizeit steigt kontinuierlich (geringere Wochenarbeitszeit, mehr Urlaub, längere Zeitdauer des Ruhestandes, …)
• In anderen, nicht einfach quantifizierbaren Bereichen, die nicht mit einem Schlagwort erklärbar sind wie Vernunft, Glück, Wissen, Wissenschaft, Demokratie, Lebensqualität, usw. wird ein positiver Trend aus unterschiedlichem Blickwinkel abgehandelt.
• Gleichheit ist ein schwieriges Thema. Die Geschichte hat gezeigt, dass nur durch Ungleichheit Fortschritt für alle möglich ist. Für einige auf hohem Level, für andere auf einem oft wesentlich tieferen. Gleichheitsmodelle führten in der Geschichte zu schlechten Lebensbedingen für fast alle.  
• Der rasche und immer schnellere Wandel verunsichert viele Menschen, und die Reaktion heisst STOP, zurück auf Alt-Bekanntes. Je älter viele Leute sind, umso weiter liegt das Bekannte und Bewährte zurück. In der 3. Welt und in aufstrebenden Volkswirtschaften (emerging countries) wollen wenige Leute zurück, für sie liegt das Bessere eindeutig in der Zukunft. Sie rufen nicht nach einem STOP. Auch bei uns sind junge Leute eher bereit, auf neue Züge aufzuspringen.
• Um ihren STOP-und-zurück-auf-Feld 1 zu begründen, werden Geschichten erfunden, die einfach zeigen, dass diese Menschen oft keine Ahnung von Tuten und Blasen haben.

Wer sich nicht selbst in die umfangreiche Literatur vertiefen möchte, kann auch auf spätere Beiträge von mir warten. Ich werde sicher dann und wann auf solche Daten zurückkommen, wenn ich auf entsprechende Bereiche eingehe.

Ich wehre mich, mit der Meute, die alles Neue negativ sieht, zu bellen. Ich bin und bleibe ein Optimist. Seit über 70 Jahren bin ich damit gut gefahren! Pessimisten haben aus meiner Sicht ein schlechteres Leben und sind dadurch auch für Krankheiten anfälliger. Damit stehe ich auch der asiatischen Kultur und Lebensweise näher.

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