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Der Artikel im «Economist» vom 20. August 2022: “Could the EV boom run out of juice before it really gets going?” (siehe Anhang) hat zu den folgenden Gedanken geführt:
In Westeuropa ist die Energiepolitik im Panikmodus. Aufgrund der politischen Verwerfungen zeichnet sich eine Mangellage bei fossilen und elektrischen Quellen ab. Russische Energie will man nicht mehr, und andere Staaten mit Energiereserven wollen oder können nicht in die Lücke springen. Viele Länder wollen einerseits die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland nicht belasten und anderseits aufgrund der heutigen Situation bestmöglich Energie einkaufen. Sie stellen ihre Eigeninteressen vor die Forderungen des Westens, sich an den Strafaktionen zu beteiligen. Sie halten sich an den in den meisten Verfassungen verankerten Auftrag, sich für das Wohlergehen seines eigenen Volkes einzusetzen. Europäische Regierungen lassen sich leicht für Interessen anderer einspannen.
Kommt dazu, dass Europa keine klare gesicherte Energiepolitik hat. Wie will Westeuropa den Energiebedarf decken, und woher wollen sie welche Energie beschaffen? Freie Kapazitäten sind nicht vorhanden, und ein Kapazitätsaufbau braucht Zeit und für Investitionsentscheidung mittelfristige bis langfristige Lieferzusagen. Diese will oder kann Europa nicht verbindlich geben, denn gleichzeitig verkündet Europa lautstark, bis in einigen Jahren keine fossilen Brennstoffe mehr zu nutzen. Mehrere europäische Länder haben keine gesicherte, belastbare mittelfristige Energiepolitik erarbeitet. Politisch wird um eine Zukunftslösung gekämpft und gerungen. Unter diesen unsicheren Umständen ist kaum ein potenzieller Energielieferant bereit, kurzfristiger Lückenbüsser zu sein und Investitionen in den Sand zu setzen. Die Verhandlungspositionen der europäischen Länder sind deshalb schwach.
Schon die Aussage, «die Energieversorgung und der Lebensstandard sollen beibehalten werden und so weit wie möglich CO2-frei sein» wird von Teilen der Bevölkerung in Frage gestellt. Die meisten Länder setzen dabei auf elektrische CO2-freie Energie. Die «grüne» Wasserstofftechnologie fristet noch ein Mauerblümchen da sein.
Um die Umstellung auf eine umfassende elektrische Stromversorgung zu schaffen, braucht es für drei Bereiche gute Lösungen.
Es ist offensichtlich, dass es Unmengen von Batterien braucht. Zurzeit liegen die Kapazitäten für die Batterieherstellung schwerpunktmässig in China und Korea. Der Rest der Welt beginnt nun unter Zeitdruck, Batteriefabriken aus dem Boden zu stampfen. Auch wenn man Wege findet, die Bewilligungen erfolgreich im Eilverfahren zu erteilen, braucht die Realisierung Jahre.
Der Engpass für die Batterieherstellung wird die Verfügbarkeit des Rohmaterials sein. Der Artikel im Economist vom 20. August 2022 zeigt einen Teil der Problematik auf. Die globalen Rohstoffreserven liegen in Ländern, die aus westlicher Sicht unzumutbare Arbeitsbedingungen und ungenügende Umweltauflagen haben, oder in ungeliebten Ländern. China hat schon viel in die Sicherung von Reserven investiert und reserviert. Lithium gäbe es auch in Europa und den USA, der Abbau ist aber ein grosser Eingriff in die Umwelt. Der Erschliessung von Minen in entwickelten Ländern stehen Widerstände der Bevölkerung entgegen. In der NZZ vom 20. August 2022 wird das Pro und Contra eines Lithiumminenprojektes in Caceres in Spanien dargestellt. Trotz unterirdischem, kaum sichtbarem Abbau ist der Widerstand der Umweltschützer gross, und eine schnelle Realisierung scheint schwierig zu sein.
Viel zu knapp sind zurzeit auch die weltweit vorhandenen Raffineriekapazitäten, wobei diese für Lithium zu 60% und für Nickel und Cobalt zu über 80% in China liegen. Die Analyse des «Economist» zeigt bis mindestens 2027 keine weltbewegenden Veränderungen.
Ich habe den Eindruck, dass Wunsch und Wirklichkeit bei der Umstellung von fossilen Energien auf grüne Energiequellen weit auseinanderklaffen. Gleichzeitig trägt der politische Umgang des Westens mit China, der Demokratischen Republik Kongo, Chile, Argentinien und anderen Schwellenländern nicht zur Problemlösung bei.
Das skizzierte Bild im Economist Elektroauto ohne Batterie könnte Wirklichkeit werden! Vielleicht hilft dann ein sehr langes, langes Verlängerungskabel und viele Leute, die den Kabelsalat entflechten!
Eine realistische zügige und verbindliche Planung ist dringend nötig. Mit immer neuen überstürzten unrealistischen Statements der Politik steigt das Vertrauen und die Zuversicht nicht. Im Falle von grossen Energieengpässen und Wirtschaftseinbrüchen dürfte die Unzufriedenheit in der Bevölkerungen steigen.
Neueste Kommentare
20.05 | 16:23
Besser habe ich noch keine der vielen Erklärungen zur Blockchain Technologie und den Kryptowährungen berstanden als die obige! Vielen Dank - Ruedi
16.12 | 11:03
Lieber Bernhard - Hab Dank für diesen sehr Informativen Erfahrungsbericht! Vieles was Du beschreibst, deckt sich mit meiner eigenen Berufserfahrungen. Im In- sowie vor allem auch im fernen Ausland!
03.10 | 09:36
Super die Bilder und die Berichte. Wir verfolgen eure Reise mit Interesse. Einige Orte sind mir noch in bester Erinnerung.
Liebe Grüsse
Toni und Erika
02.10 | 08:00
Hallo zusammen. Wir lesen euren Blog mit viel Interesse da wir all die Orte auf unseren 4 Costa Rica 🇨🇷 Reisen kennengelernt haben. Ein wunderschönes Land mit prächtiger Natur. Gute Weiterreise. Lisbet